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Meinung "x an y"

Vatertag

In meiner Kindheit gab es noch keinen Vatertag. Zumindest wurde er in meiner Familie nicht gefeiert. Der Muttertag war aufwändig und wohl für alle ein bisschen anstrengend, aber der jährliche Dank war unverzichtbar. Dem Vater hingegen wurde nicht gedankt. Eigentlich eigenartig.
Vatertag -
Papa gibt Fläschen - Foto: flickr-user Qole Pejorian - CC BY 2.0
Dem Vater danken – so richtig, jedes Jahr. Für Männer und Frauen mit einem präsenten, mit einem zugewandten Vater – wunderbar. Und doch ist es wie ein Privileg, sich des Vaters und seiner Liebe so sicher sein zu können. Viele beschreiben, dass für sie das Thema „Vater“ ambivalent ist.
Ein Tag im Jahr als „Vatertag“, ein „Mischtag an Gefühlen“ – vermutlich. Gerade deshalb ist es wohl gut, dem eigenen Vater manchmal nachdenken, wahrzunehmen, was ihn ausmacht, was er gerne mag und was nicht. Wie er redet, ob er überhaupt von sich redet, welche Beziehungen ihm wichtig sind, woran sein Herz hängt… Ganz viele Fragen fallen mir ein, um dem Vater auf die Spur zu kommen. Der eigene Vater – ob er mich als Kind gesehen hat, ob er mich gemocht hat, ob ich mich anstrengen musste, damit er mich wahrgenommen hat…

Mit gemischten Gefühlen
„Die erste Liebe“ werden Mutter und Vater oft genannt, unsere ersten Bilder vom Mann Sein sind mit dem Vater verbunden. Natürlich – es kann sein, dass ich auch dem Schmerz auf die Spur komme, weil er nicht geredet hat, weil er so wenig, weil er gar nicht präsent war, weil immer noch – im Innersten – die Enttäuschung des Kindes spürbar ist. Es kann auch sein, dass ich dem verstorbenen Vater auf die Spur komme, immer wieder.
Wenigstens einen Tag im Jahr über die eigene Mutter, wenigstens einen Tag im Jahr über den eigenen Vater nachdenken – und vielleicht sogar mit den eigenen Geschwistern darüber reden, das kann spannend werden …

Autorin: Helga Kohler-Spiegel. Professorin an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg, Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin

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